Nach Liefer-Engpass: Regierung hält an Impfstrategie fest
Am Tag nach der Hiobsbotschaft war man in der Bundesregierung um Gelassenheit bemüht: Ja, die Liefer-Schwierigkeiten von Impfhersteller AstraZeneca seien ausnehmend ärgerlich. Aber nein, das „große Ziel“ sei trotz allem nicht gefährdet, versicherte Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
Mit „großem Ziel“ ist gemeint, dass bis Ende Februar alle Risikopatienten in Alten- und Pflegeheimen durchgeimpft sein sollen. Und das werde selbst dann möglich sein, wenn AstraZeneca, wie angekündigt, nur 340.000 anstatt der für Februar geplanten 650.000 Dosen liefern kann. Die Erklärung: Man habe von den bereits zugelassenen Produkten von Biontech/Pfizer und Moderna rund 1,2 Millionen Dosen auf Vorrat. Und AstraZeneca sei – wenn überhaupt – erst ab 29. Jänner zur Impfung freigegeben.
Obwohl die Lieferschwierigkeiten von AstraZeneca einen Rückschlag darstellen (für März sind Österreich 1,1 Millionen Dosen versprochen), will man im Gesundheitsressort vorerst nicht an der Impfstrategie rütteln.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte angeregt, mehr Dosen aus den vorhandenen Ampullen zu ziehen oder den Zeitraum zwischen erster und zweiter Teil-Impfung zu verlängern. Doch für Gesundheitsminister Anschober stehen beide Optionen vorerst nicht wirklich zur Debatte. Gegenüber dem KURIER hieß es am Samstag, man verschwende schon jetzt nichts. Im Schnitt würden aus jeder Ampulle sechs Dosen gezogen – was exakt den Empfehlungen des Herstellers entspreche. Und eine Verlängerung der Pause zwischen erster und zweiter Teil-Impfung sei theoretisch zwar möglich, trotz allem aber nicht wirklich sinnvoll.
Bleibt noch der von FPÖ und SPÖ ventilierte Vorstoß, bilateral mit Ländern zu verhandeln, die „übervolle Impflager“ (FPÖ) haben.
Abgesehen davon, dass weltweit nicht von einem Überangebot an Impfdosen gesprochen werden kann, ist Österreich mit Zuteilung und Beschaffung auf die EU angewiesen. Laut Ministerium wird am Montag mit den zuständigen EU-Stellen geklärt, wie viel oder wenig AstraZeneca in den nächsten Wochen wirklich liefern kann. Wie groß das Lieferproblem im März sei, könne man seriös nicht beantworten.
Fest steht derweil nur, dass das Infektionsgeschehen in ganz Europa dramatisch ist. Das Kanzleramt spricht bereits von einer „drastischen Verschärfung“ der Lage. Um zu klären, wie lange der Lockdown hierzulande jedenfalls noch dauern muss, wird morgen, Montag, mit Experten und danach mit den Landeshauptleuten und den Chefs der Oppositionsparteien beraten.
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